Begabtenförderung
Hochbegabung und besondere Begabungen sind Befähigungen zu besonders effektiven Denkprozessen und stellen das Potenzial für das Erreichen hoher Leistungen dar. Diese setzen sich jedoch nicht automatisch von alleine durch, sondern benötigen gezielte Förderung.
Begriffserklärung
Hochbegabung, die sich auch in Hochleistung zeigt, wird als das Zusammenspiel von hohen intellektuellen Fähigkeiten, Motivation und Kreativität gesehen vor dem Hintergrund und dem Einfluss von Familie, Freundeskreis (Peergruppe) und Schule.
Ca. 3 – 5% der Kinder eines Geburtsjahrganges sind nach der heute üblichen Begriffsdefinition als sehr begabt bzw. hochbegabt einzustufen.
Merkmale von Hochbegabung
- ein großes bzw. umfangreiches Detailwissen, oft nicht dem Alter entsprechend
- hohe intellektuelle Fähigkeiten, begreifen neue Lerninhalte schneller
- oft ein schnelles Arbeitstempo, lehnen Routineaufgaben, Drill und besondere Übung ab, langweilen sich dabei leicht
- eine gute verbale Ausdrucksfähigkeit und einen großen Wortschatz
- eine gute Gedächtnisleistung (Faktenwissen) und Beobachtungsgabe
- Kreativität beim Lösen von Problemen, suchen ungewöhnliche Lösungswege
- eine hohe Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer bei attraktiven Aufgabenstellungen
- sehen Ursache -Wirkungsbeziehungen, versuchen Verbindungen herzustellen
- arbeiten vorzugsweise allein und unabhängig, bevorzugen die Gesellschaft von Älteren
- sind selbstkritisch, haben hohe Ansprüche an sich selbst und eine geringe Frustrationstoleranz
Profile hochbegabter Schülerinnen und Schüler
Hochbegabte Schülerinnen und Schüler zeigen unterschiedlichste Verhaltensweisen, ihre Begabung ist nicht immer auf den ersten Blick durch hervorragende schulische Leistungen erkennbar. Etwa die Hälfte von hochbegabten Schülerinnen und Schülern wird von Lehrerinnen und Lehrern nicht erkannt.
Lernorganisatorische Maßnahmen und Fördermodelle
- Innere Differenzierung: unterschiedliche Lernangebote innerhalb der Lerngruppe hinsichtlich Qualität, Quantität und Zeit.
- Äußere Differenzierung: räumliche Trennung von Schülerinnen und Schülern, die nach unterschiedlichen Lernzielen arbeiten.
- Akzeleration (beschleunigtes Lernen): besonders begabte Schüler*innen und Schüler sollen die Schulzeit in kürzerer Zeit abschließen. Dies kann durch vorzeitiges Einschulen, das Überspringen von Klassen oder durch das Öffnen sogenannter D-Zug-Klassen, wo die Schüler*innen und Schüler in der Gruppe den Stoff in schnellerem Tempo absolvieren, geschehen.
- Enrichment (vertieftes Lernen): bedeutet die Anreicherung des Unterrichts mit erweiternden und vertiefenden Inhalten, die über den herkömmlichen Lehrstoff hinausführt. Dazu zählen die Pulloutkurse und Talenteförderkurse, die noch vorgestellt werden, aber auch bilingualer Unterricht.
- Compacting (komprimiertes Lernen): darunter versteht man die Verdichtung des Lehrstoffs bzw. Die schnellere kompaktere Durchnahme des Unterrichtsstoffes. Einzelne Übungsphasen werden gestrichen und die Schülerinnen und Schüler erhalten in der gewonnenen Zeit andere Aufgaben.
- Atelierunterricht: einmal oder zweimal pro Jahr werden die Jahrgangsklassen für etwa 3 bis 5 Tage aufgelöst und die Schülerinnen und Schüler erarbeiten gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern Themen, die ihrer Interessenslage entsprechen. In jedem Atelier wird der Schwerpunkt auf eine bestimmte Intelligenz gelegt.
- Förderstunde: gezielte Stunden, um besonders begabte Schülerinnen und Schüler zu fördern.
- Individualisierte Angebote: für einzelne Schülerinnen und Schüler werden individualisierte Angebote erstellt.
- Lernwerkstatt: eine Lernwerkstatt ist ein übersichtlich eingerichteter Raum, in dem sich neben Sachbüchern, Lupen, Mikroskopen, Computern … zu einem bestimmten Thema Lerninseln mit unterschiedlichen Angeboten befinden.
- Bibliothek: sie bietet natürlich viele Angebote für begabte Schülerinnen und Schüler.
- Cluster Groups: Gruppen mit ähnlich interessierten Schülerinnen und Schüler arbeiten für einen bestimmten Zeitraum gemeinsam. Dies kann klassen- oder fächerübergreifend vorkommen.
- Drehtürmodell: dies ist ein maßgeschneidertes Programm für einzelne Schülerinnen und Schüler, das die Stärken Einzelner gezielt fördern soll. Das Prinzip beruht darauf, dass eine Schülerin oder ein Schüler mit Einverständnis der Lehrperson deren Klasse verlässt und in einem bestimmten Gegenstand eine höhere Klasse besucht oder am planmäßigen Unterricht anderer Gegenstände in derselben Schulstufe teilnimmt, um individuelle Förderung zu erhalten. Eine Betreuungsperson wird der Schülerin oder dem Schüler zur Seite gestellt. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Schülerin oder der Schüler in ein bis zwei Stunden pro Woche den Regelunterricht, um in einem Gegenstand an einem Projekt zu arbeiten. Die Verfassung einer schriftlichen Arbeit und eine Präsentation sind dabei verpflichtend vorgeschrieben.
- Freie Themenstunde: an einem Tag wird eine Einheit festgelegt, in der sich jede Schülerin und jeder Schüler ein frei gewähltes Thema sucht und dieses bearbeitet.
- Lernen durch Lehren: Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten Themen dahingehend, dass sie andere Schülerinnen und Schüler„unterrichten“ können. Das können Mitschülerinnen und Mitschüler, aber auch jüngere Schülerinnen und Schüler sein.
- Pullout-Kurse: tageweise (bis zu 5 Tagen) geblocktes Herausnehmen von Schülerinnen und Schüler aus dem regulären Unterricht und Einbetten in einen neuen Kurs mit Gleichgesinnten, der extern stattfindet. Diese Kurse in de einzelnen Gegenständen sind bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebt und daher meist ausgebucht.
- Sommerakademie: Am Semmering werden für Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse und der Oberstufe Kurse in den einzelnen Gegenständen zu bestimmten Themen angeboten. Die Schülerinnen und Schüler bekommen so die Gelegenheit, mit Gleichgesinnten zu arbeiten. Diese Kurse finden am Ende des Schuljahres bzw. in der ersten Ferienwoche statt.
- Talentförderkurse: Diese können von Lehrenden zu den unterschiedlichsten Themen angeboten werden und finden meist geblockt im Anschluss an den Unterricht statt.
- Wettbewerbe / Olympiaden: Die Teilnahme an Sprachwettbewerben oder Physik-, Chemie-, oder Mathematikolympiaden ist ebenfalls eine Form der Begabtenförderung.
- Talente-Portfolio: das ist eine Mappe mit einer Auswahl der besten Arbeiten von einzelnen Schülerinnen und Schülern oder einer ganzen Klasse. Das Portfolio sollte ein Inhaltsverzeichnis, einen Inhaltsteil und eine kritische Reflexion enthalten.
- Offenes Lernen: das ist eine gute Möglichkeit innere Differenzierung zu betreiben.
- Projektunterricht: bietet ebenfalls gute Möglichkeiten einer inneren Differenzierung.
Beschwerden und Probleme begabter Kinder
- Der Lehrplan ist zu langweilig und einfach
- Alle erwarten Perfektion, dass man immer „sein Bestes“ gibt
- Es gibt nur wenige Freunde, die sie verstehen
- Sie fühlen sich anders
- Lehrende erwarten Musterschülerinnen und -schüler
- Sie zeigen oftmals ein sehr chaotisches Arbeitsverhalten
- Durch ihre kritische Weltsicht ecken sie oft bei Autoritäten an
- Sie versuchen oftmals globale Probleme wie Umweltverschmutzung oder Krieg zu lösen und verzweifeln an der Unmöglichkeit dieses Vorhabens.
- Sie zeichnen sich durch herausragendes Detailwissen in bestimmten Bereichen aus, verweigern aber manchmal das Erlernen von Grundlagen
- Auswendiglernen wird häufig verweigert
- Ihre Interessen wechseln häufig, sie sind sehr sprunghaft
Ansprechpartner:innen
An unserer Schule
Mag. Isabella Eder
Mail: isabella.eder@sportgymnasium.at
Link zur Sprechstundenübersicht
Schulpsychologische Beratungsstellen:
Beratungsstelle für Niederösterreich
Leitung: Mag. Beate Wais
Rennbahnstraße 29
3109 St. Pölten
Tel: 02742/280-4700
Mail: beate.wais@bildung-noe.gv.at
Beratungsstelle für den Bezirk Mödling
Leitung: Mag. Alexandra Sartori
Sekretariat: Ulrike Lackner
Große Neugasse 8/3/8a
1040 Wien
Terminvereinbarung: Mo, Di & Do 7:30-13:00 Uhr
Tel: 01/503 81 20-13
Mail: psy.moedling@bildung-noe.gv.at
Schulpsychologin des ÖZPGS
Mag. Christiane Auly
Freyung 1
1014 Wien
Tel: 0664/825 71 54
Mail: christiane.auly@bildung-noe.gv.at
Begabungsförderung im Internet
www.bmbwk.gv.at/begabungsförderung
wichtige Informationen zu Initiativen der Begabungsförderung des Bildungsministeriums
www.schulpsychologie.at
Tipps zu den Themen Lernen, Leistung, Motivation, …
www.begabtenzentrum.at
Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung, Informationen über begabungsförderunde Schulmodelle
www.worldgifted.org/
International Source for Gifted and Talented Children
www.hochbegabung-links.de
sehr umfangreiche Linksammlung
www.mnsa.at
Interessantes zum Thema Hochbegabung mit Checklisten für Eltern, ect.
www.hochbegabung.tsn.at
Tiroler Talenteverein, Angebote von Sommerakademien, Regeln für Kreativitätstraining
www.tate.at
österreichische site zum Thema Begabung für Eltern, Lehrer und Kinder, Spiele und Rätsel
www.begabung.at
begabt.ok ist die Initiative eines Vereins in Wien, der Förderkurse für begabte Kinder sowie Seminare für Eltern und Pädagog*innen anbietet
www.math.space.or.at
die spannende Welt der Zahlen verweist auf Kursangebote in Mathematik, Veranstaltungen wie z.B. Mathematik zum Begreifen ….
www.yo-einstein.at
die yo-einstein-online-community versucht Lust auf Mathematik, Chemie und Physik zu machen
www.kaenguru.at
Web-Adresse über die Känguru-Mathematik Wettbewerbe
www.kuh-dorf.de/weltall
Wissen über das Weltall zum Nachschlagen speziell für Kinder
www.wasistwas.de
site der Was ist was? Sachbuchreihe
www.learnenglish.org.uk
interessante website des British Council, um die englische Sprache zu lernen
www.enchantedlearning.com
Infos über human anatomy, astronomy, books, jokes ….
www.bbc.uk/worldservice/learningenglish
website der BBC von Lehrern für Lehrer und Schüler
www.kico4u.de
500 Übungen zum Englischunterricht
Literaturtipps
Webb/Meckstroth/Tolan:
Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrenden
4. Auflage, 2004, Hans Huber Verlag
Stapf:
Hochbegabte Kinder: Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung
2003, H.C. Beck Verlag
Mönks/Ypenburg:
Unser Kind ist hochbegabt – Ein Leitfaden für Eltern und Lehrende
4. Auflage, 2005, E. Reinhardt Verlag
Schilling:
Hochbegabte Jugendliche und ihre Peers
2002, Waxmann Verlag
Oswald:
Begabtenförderung in der Schule
2002, Wissenschaftlicher Uni-Verlag
Spahn:
Wenn die Schule versagt – Vom Leidensweg hochbegabter Jugendlicher
1997, Mut-Verlag
Urban:
Begabungen entwickeln, erkennen und fördern
2003, Klausur Verlag
Fitzner/Stark (Hrsg.):
Genial, gestört, gelangweilt? – ADHS, Schule und Hochbegabung
2005, Beltz Verlag
Der Inhalt wurde verändert und zusammengefasst folgender Quelle mit freundlicher Genehmigung entnommen: Fischer-Badr/Fischer/Summer: Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer zur (Hoch)Begabtenförderung, St. Pölten, 2005